Wie Ihr wisst, stricke ich nicht nur, sondern webe auch leidenschaftlich gerne. Vor allem das Brettchenweben hat es mir angetan. Über die Technik des Broschierens hab ich ja schon öfters berichtet. Heute möchte ich Euch eine kurze Einführung ins klassische Brettchenweben geben.
Das Schöne am Brettchenweben ist, dass Ihr dazu keinen riesigen Webstuhl braucht: Ein kleiner Brettchenwebrahmen, den Ihr auf den Tisch stellt, reicht dazu völlig aus. Hier zeig ich Euch das Weben einer einfachen Borte und weil bald Valentinstag ist – mit Herzchenmuster ❤️.
Wie funktioniert’s?
Beim Brettchenweben habt Ihr keinen Web- oder Gatterkamm wie beim Webrahmen, sondern Brettchen mit vier Löcher in den Ecken, durch die jeweils ein Kettfaden gezogen wird. Das Webfach, in das der Schussfaden eingelegt wird, entsteht durch Drehen der Brettchen. Bei den einfachsten Muster bildet die Farbe der Kettfäden das Muster der Borte. Ihr müsst die Kettfäden mit dem Schussfaden nur so eng zusammenziehen, dass Ihr den Schussfaden selbst am Ende gar nicht mehr seht. Und dann müsst Ihr die Brettchen nur noch vorwärts und rückwärts drehen und schon habt Ihr eine schöne Brettchenborte.
Was Ihr zum Brettchenweben braucht
Natürlich braucht Ihr zum Brettchenweben Brettchen. Diese sind im Normalfall aus stärkerer Pappe, meist sind sie quadratisch und haben in jedem Eck ein Loch. Ihr könnt die Brettchen aus alten Spielkarten auch ganz einfach selber herstellen. Eine gute Vorlage dazu gibts hier.
Dann braucht Ihr noch einen Brettchenwebrahmen. Naja, eigentlich braucht Ihr den nicht zwingend, denn Ihr könnt auch am Gürtel weben – wie Ihr z. B. hier seht. Das hat sich für mich allerdings gar nicht bewährt. Einmal weggelegt und das Ganze war ein einziges Knäul 😣.
Natürlich braucht Ihr noch Garn. Ich hab für die Herzchen-Borte ein Leinengarn genommen, aber Baumwolle geht auch. Reine Wolle würde ich Euch für die erste Borte nicht empfehlen, da sie sich recht schnell verhakt/verfilzt und Ihr keine Fehler mehr korrigieren könnt. Und zu guter Letzt braucht Ihr noch ein Schiffchen für den Schussfaden.
Wie viele Brettchen und Farben Ihr für ein bestimmtes Muster braucht, welchen Faden in welcher Farbe Ihr in welches Loch fädeln und in welche Richtung Ihr drehen müsst, erfahrt Ihr aus dem so genannten „Schär- und Webbrief“.
Der Schär- und Webbrief
Wie Ihr im Schärbrief seht, braucht Ihr für die Kette 18 Brettchen und die Farben grau, grün, weiß und rot. Als nächstes sehr Ihr im Schärbrief unter der Nummer 1 vier graue Kästchen. Diese stehen für die vier Löcher des Brettchens 1 und bedeuten, dass Ihr in jedes Loch einen grauen Faden einziehen müsst.
Dazu haltet Ihr mit der linken Hand den Anfang des Fadens fest und führt mit der rechten Hand den Faden über die gewünschte Länge zum Fadenanfang zurück. Dort schneidet Ihr ihn ab und verknotet das Ende mit dem Anfang. Achtet bitte darauf, dass Ihr alle Fäden eines Brettchens von der gleichen Richtung in die Löcher einfädelt, sonst könnt Ihr es nachher nicht klappen (siehe unten).
Brettchen 2 fädelt Ihr genau gleich ein. In Brettchen 3 und 4 fädelt ihr in jedes Loch einen grünen Faden, in Brettchen 5 und 6 lauter weiße Fäden. Bei Brettchen 7 müsst Ihr in ein Loch einen roten und in die restlichen drei Löcher jeweils einen weißen Faden fädeln. Brettchen 8 bis 10 bekommen jeweils drei rote und einen weißen Faden. Bei Brettchen 11 müsst Ihr etwas aufpassen: die beiden roten Fäden müssen nebeneinander und dürfen nicht diagonal gegenüber liegen! Brettchen 12 bis 18 – na das wisst Ihr nun selbst, oder 😉?
Die Sache mit „S“/„Z“ und „HO“/„HU“
Dann ist die Kette komplett. Euer nächster Schritt ist, die „Schärrichtung“ der Brettchen zu überprüfen. Im Schärbrief steht bei Schärrichtung unter der Nummer 1 der Buchstabe „Z“ und unter 2 „S“. Es gibt also zwei verschiedene Schärrichtungen. Und es gibt auch zwei verschiedene Richtungen aus der Ihr einen Faden durch die Löcher der Brettchen ziehen könnt: entweder von rechts oder von links. Wichtig war bisher nur, dass Ihr alle Fäden von der gleichen Richtung eingefädelt habt. Die Schärrichtung könnt Ihr dann durch Klappen (siehe unten) ändern.
Stellt Euch vor, Ihr sitzt vor der Webarbeit und schaut von oben auf die Brettchen. Der senkrechte Strich in der Zeichnung ist das Brettchen und der rote Querstrich der Buchstaben zeigt den Fadenverlauf durch die Löcher.
Kommt der Faden von links und folgt einem „S“, so spricht man von einer
S-Schärung; kommt er von rechts und folgt einem „Z“, so spricht man von einer Z-Schärung.
Z-geschärtes Brettchen
Das Ändern der Schärrichtung durch Klappen der Brettchen
Nun bringt Ihr die Brettchen entsprechend dem Schärbrief in die richtige Stellung. Beim Brettchen 1 sollen die Fäden von rechts eingefädelt – also Z-geschärt sein. Ist Euer Brettchen 1 aber S-geschärt, d. h. alle Fäden wurden von links eingefädelt, könnt Ihr durch Umklappen des Brettchens daraus eine Z-Schärung machen. Lässt sich ein Brettchen nicht klappen, habt Ihr mit ziemlicher Sicherheit nicht alle Fäden von der gleichen Richtung in die Löcher gefädelt 🧐.
Die Stellung der Brettchen
Jetzt müsst Ihr nur noch die Brettchen so ausrichten, dass das Loch mit der jeweiligen Farbe an der richtigen Stelle ist. Wie es sein soll, sagt Euch wieder der Schärbrief. Hierzu wenden wir uns den Lochbezeichnungen HO, HU, VU und VO zu. Ihr wisst ja nun schon, dass die vier Kästchen für die vier Löcher eines Brettchens stehen. Zur besseren Übersicht haben diese vier Löcher jeweils einen Namen: HO = hinten oben, HU = hinten unten, VU = vorne unten und VO = vorne oben.
Die Brettchen 1 bis 6 haben in allen Löchern die gleichen Farben. Hier könnt Ihr also nichts falsch machen. Bei Brettchen 7 muss laut Schärbrief der rote Faden „HU“, also hinten unten sein. Hierbei stellt Ihr Euch wieder vor, direkt vor der Webarbeit zu sitzen – der rote Faden des Brettchens 7 ist von Euch aus im hinteren unteren Loch.
So bringt Ihr nacheinander alle Farben an die entsprechende Position. Dann ist die Kette vorbereitet und Ihr könnt die Borte angeweben.
Das Anweben
Zum Brettchenweben braucht Ihr – wie allgemein zum Weben – natürlich noch einen Schussfaden, der die Kettfäden im rechten Winkel miteinander verbindet. Da der Schussfaden am Rand immer etwas sichtbar ist, nehmt Ihr dazu am besten die Farbe der Kettfäden der Randbrettchen – hier also einen grauen Schussfaden.
Zum Anweben legt Ihr den Schussfaden lose in das Fach zwischen Euch und den Brettchen. Lasst dabei einen langen Anfangsfaden neben der Kette liegen. Als nächstes dreht Ihr die Bettchen um eine Vierteldrehung rückwärts – also zu Euch hin. Anschließend legt Ihr wieder einen Schuss ein und dreht nochmals eine Vierteldrehung rückwärts.
In der Kette liegen nun zwei Schussfäden. Mit denen könnt Ihr die Kette jetzt soweit zusammenziehen, dass Ihr an der Oberfläche nur noch Kettfäden und keinen Schussfaden mehr seht. Um das Ganze zu sichern, legt Ihr einen weiteren Schussfaden ein, dreht wieder eine Vierteldrehung rückwärts, schlagt mit dem Schiffchen an und zieht das Ganze nochmals gut zusammenziehen. Passt aber auf, dass das Gewebe dabei nicht bollt. Am besten wiederholt Ihr diesen Vorgang auch noch einmal. Dann habt Ihr mit den ersten vier Webvorgängen die Breite der Borte festgelegt und dabei auch schon eine Hälfte des Musters gewebt 😮.
Endlich geht’s los – das Weben
So, nun kann’s endlich mit dem eigentlichen Brettchenweben losgehen. Dazu müsst Ihr wie vorher den Schussfaden einlegen. Die Drehrichtung gibt Euch auch der Webbrief vor. Dort lest Ihr „Drehrhythmus: 4 Drehungen vorwärts und 4 Drehungen rückwärts“. Das bedeutet, dass Ihr als erstes viermal vorwärts drehen sollt – Ihr dreht also die Brettchen von Euch weg. Dann schlagt Ihr mit Eurem Schiffchen gut an, so dass sich der Schussfaden eben auf die Kettfäden legt und zieht den Schussfaden vorsichtig an. Eventuell müsst Ihr jetzt noch mal anschlagen.
Danach legt Ihr wieder einen neuen Schussfaden ins jetzt neu gebildete Fach, dreht die Brettchen nach vorne (also von Euch weg), schlagt an und zieht den Schussfaden an. Das macht Ihr jetzt noch zweimal, also insgesamt viermal. Anschließend wiederholt Ihr den Vorgang, dreht dabei aber rückwärts. Das macht Ihr insgesamt auch wieder viermal, dann wieder viermal vorwärts usw. Am besten notiert Ihr Euch, wie oft ihr in welche Richtung gedreht habt.
Nochmals die Reihenfolge: *Schussfaden einlegen, Brettchen drehen, anschlagen, Schussfaden anziehen* Dieses wiederholt Ihr nun bis zum Ende der Kette so oft, bis die Brettchen keinen Platz mehr lassen, um einen Schussfaden einzulegen. Dann ist die Borte fertig!
Jetzt könnt Ihr die Kette an der Stelle der Knoten auseinander schneiden und die Brettchen von den Kettfäden abziehen. Auch den Schussfaden könnt Ihr einfach abschneiden und anschließend vernähen.
Tipp: Ich hab aus dieser Borte Schlüsselanhänger gemacht.
Viel Spaß beim Brettchenweben wünscht
Barbara
Ui, das sieht ja toll aus … und man kann ggf. alte Anhänger nochmal wieder verwenden … das muss ich unbedingt mal meiner Tochter zeigen ;O)
Ich habe schon immer ein Interesse an traditionellen Handwerkskünsten gehabt, und dein Blog hat mich dazu inspiriert, das Brettchenweben auszuprobieren.
Liebe Grüße,
Sabrina