Maschenmuseum Albstadt

Masche für Masche – eine lange Tradition

Ein Besuch im Maschenmuseum in Albstadt

Die textile Handarbeit ist für mich ein netter Ausgleich und ein schönes Hobby. Gern sitze ich abends auf dem Sofa und stricke. Wie so viele von uns, so habe auch ich das Stricken von meiner Oma gelernt. Oft hat sie mir erzählt, dass sie nach dem Krieg sogar strickte, um Brot, Butter oder Kartoffeln zu bekommen. Und so erging es wohl vielen Frauen auch vor ihr: oft war die Textilarbeit die einzige Möglichkeit, ein Zubrot zu erhalten, um so die Familie zu ernähren. Im Zuge der Industrialisierung ersetzte jedoch die Maschinenkraft immer mehr die Handarbeit. Daraufhin entwickelte sich die Handarbeit von einer weiblichen Domäne zu einem Männerberuf. Wie sich dieser Wandel vollzog, zeigt eindrücklich das Maschenmuseum in Albstadt auf der Schwäbischen Alb, zwischen Stuttgart und Bodensee.

Das Maschenmuseum verdeutlicht mit seiner Ausstellung „Menschen, Maschen und Maschinen“ authentisch den Arbeitsalltag der Menschen auf der „rauen Alb“, wo auf den Äckern „meh Schtoiner als Grombira wachset“ (mehr Steine als Kartoffel wachsen). Nur Schafe fanden auf den trockenen Hanglagen und den kargen Hochflächen immer genügend Nahrung. Bis heute gehören sie zum Landschaftsbild der Schwäbischen Alb. Die Wolle der Schafe war der Rohstoff sowohl für die textile Handarbeit als auch für die spätere Textilindustrie, die Ende des 19. Jahrhunderts eine fast monopolartige Stellung im Raum Albstadt einnahm.

Die Ausstellung

Der Rundgang durchs Museum beginnt im Dachgeschoss. Hier stehen die bäuerlichen Nebenerwerbstätigkeiten wie Spinnen und Weben im Mittelpunkt. Außerdem wird ein alter Handculierstuhl, das Arbeitsgerät der Strumpfweber gezeigt. In den weiteren Räumen zeigen Maschinen aus fast allen textilen Produktionsbereichen. Neben den Maschinen liegen damit hergestellte Produkte und verdeutlichen den Produktionsablauf. Das Maschenmuseum ist ein lebendiges Museum: alle Maschinen sind funktionstüchtig und werden bei Führungen auch in Gang gesetzt. Zudem bereichern die Ausstellung immer wieder Inszenierungen. So kann ein Blick in ein altes Kontor geworfen werden, außerdem sieht man einen Arbeiter an der Stechuhr. Etwas weiter in der Ausstellung sieht man eine Frau an ihrem Heimarbeitsplatz sitzen und eine Textilwaren-Verkäuferin hinter ihrem Tresen aus den 1970er Jahren stehen. Filme und Hörstationen ergänzen die Ausstellung. Besonders sehenswert ist die Darstellung der modegeschichtlichen Entwicklung der Unterwäsche von 1870 bis 1970.

Es werden wechselnde Sonderausstellungen zum Thema „Textilien und Mode“ gezeigt, auch textile Kunst hat ihren Platz im Museum. Ein reicher Veranstaltungskalender bietet u. a. Aktionen wie „Kleidertausch & Kaffeeklatsch – Tauschen statt Wegwerfen“, einen „Textil-Kunst-Markt“ sowie einen geselligen Handarbeitstreff „Von der Lichtstube zur Stricklounge“.

Ein Besuch, am besten mit einer Führung, ist absolut lohnenswert. Zum Abschluss warten im Café um die Ecke ein leckerer Kaffee und Kuchen. Ich setze mich mit meinem Strickzeug an einen Tisch und freue mich an der alten Tradition des Selbermachens.

Kontakt

Adresse: Wasenstr. 10, 72461 Albstadt
Öffnungszeiten: Mi., Sa., So., Feiertage 14-17 Uhr

Eintritt: 2,00 EUR, ermäßigt 1,00 EUR
Führungen: 40 EUR (pro Gruppe max. 25 Personen)

Information: 07431/ 160 – 1485 (Museum während der Öffnungszeiten)
oder 07431/ 160 – 1232 oder Tourist-Information 07431/ 160 – 1204

Internet: https://www.albstadt.de/Maschenmuseum

Email: museen@albstadt.de

Viel Spaß beim Besuch wünscht Barbara von Kunschtwerk.de

  1. Die Idee, historische Strickmaschinen und Kunstwerke aus Wolle zu zeigen, ist wirklich faszinierend. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sich die Welt des Handwerks im Laufe der Zeit entwickelt hat. Und wie ihr die Geschichten hinter den Ausstellungsstücken teilt, ist einfach inspirierend.

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